DER DRACHE (1997)

FeuerdracheDer Drache schläft...
Der Drache ist umgeben von festem Erdwerk.
Was äußerlich als nacktes Gestein wirkt,
ist sein prächtiges Schloß,
welches niemand sieht.
Die Welt erblickt er durch einen glühenden Vulkan,
ein Blick, der, obgleich so wunderschön,
nur Angst erzeugt.
Er sieht das Leben, sieht die Freude, sieht die Liebe -
Und doch kann er sie nicht erreichen,
denn er weiß, würde er sich regen, um aufzustehen,
er würde alles zerstören, wonach er sucht.
Diese Welt hat keinen Platz mehr für Drachen,
alles ist so klein, ist so zerbrechlich,
nichts mehr fest und nichts mehr sicher.
Der Drache träumt.
Er träumt davon, endlich wieder aufzustehen,
endlich die mächtigen Schwingen wieder zu entfalten,
die er sich einst selbst hat binden lassen,
um das Wenige zu bewahren, das noch war.
Er wählte dieses Los.
Der Drache weint -
Seine Tränen überfluten Täler und Auen,
Schrecken und Vernichtung -
Der Drache erwacht und erkrankt vor Trauer,
die Tränen trocknen, nur noch das Herz weint.
Der Drache darf nicht weinen,
niemand kann ihm helfen, das weiß er doch genau !
Der Drache belügt sich selbst,
der Drache verdrängt seine Pein, der Drache lächelt.
Der Drache lacht, lacht, immer lauter, immer lauter -
die Erde bebt - Schrecken und Vernichtung.
Der Drache schweigt.
Der Drache kann den Schmerz nicht mehr ertragen,
seine prächtige Festung, einst erbaut zu seinem Trutz,
droht ihn nun zu ersticken.
Der Drache schweigt...
Der Drache ...

Bild: Feuerdrache", Temperafarbe, BA'2002