FLAMMEN

IrlandAls ich ein junger Mann war, fand ich bei meinen Wanderungen durch das Land ein wunderschönes verstecktes Tal, in dessen Mitte eine kleine Holzhütte stand. In ihr brannten drei Kerzen, und die Flammen riefen mir zu: "Berühre uns, um das Glück Deines Lebens zu finden!" Das tat ich, doch ich verbrannte mir die Finger und verließ die Hütte so schnell ich konnte.

Viele Jahre später kehrte ich zurück, und wieder riefen die Flammen die verlockenden Worte und wieder verbrannte ich mir die Hand und wieder rannte ich fort.

Als alter Mann kehrte ich ein drittes Mal zurück, die Kerzen waren nur noch kleine Stumpen, und als sie mich wieder versuchen wollten, blies ich sie wutentbrannt aus.

Erst jetzt wurde ich der Greisin in der Ecke des Raumes bewußt, die mich mit einem mitleidigen Blick bedachte. "Du bist ein Narr!", flüsterte sie, "Eine Flamme zu berühren bedeutet, sie zu betrachten, um das Licht und die Wärme ins Herz aufzunehmen."

Ein Windstoß erlöschte das letzte Glimmen der Dochte...

"Abendstimmung in Irland", Computergraphik, BA'2002