MOB

TribalkatzBei jedem anderen hätte man nichts gesagt. Vielleicht der eine oder andere mißmutige Blick, aber geäußert hätte sich niemand. Aber das hier war nicht irgendjemand!
Er stand einfach nur da, wie ein Tier in der Falle, das sich seinem Schicksal ergeben hat. Die Augen hatte er niedergeschlagen, aber er spürte die anklagenden Blicke, während Worte des Hasses die Luft um ihn zu einem erstickendem Brei verdichteten. Kinder schrien, alte Frauen geiferten, Männer drohten mit geballten Fäusten...
Durch die Kakophonie der Wut registrierte er einige Gesprächsfragmente. Worum es eigentlich ginge, wurde gefragt, das wisse man nicht, war die Antwort, aber irgendetwas würde schon vorgefallen sein...
Als er verzweifelt versuchte, seine Arme um den Kopf zu schlingen, um den schrecklichen Lärm zu mildern, wurde der erste Stein geworfen, es folgten weitere, dann Schläge, Tritte...
"Bitte...", wimmerte der am Boden liegende, aber der Mob drangsalierte ihn nur noch heftiger. "Jetzt bettelt er um sein jämmerliches Leben!", lachte jemand mit einem Dolch in der Hand.

Ein heller Lichtblitz, für einen Moment steht die Welt still. Dann explodierte die Realität.

Inmitten unzähliger Leichen kniet er und weint. "Nein... ich bettele um Euer Leben!"

Bild: "Tribalkatz", Tusche computerbearbeitet, BA'2003